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Land-Törn 1

In Zeiten von Corona. Die Spanier reden generell von Covid, was mir auch viel nachvollziehbarer erscheint. Schließlich ist Corona in den uns naheliegenden romanischen und slawischen Sprachen seit Urzeiten überwiegend positiv besetzt: angefangen von Ehren – oder Siegerkranz, der Krone im allgemeinen natürlich, bis zu so angenehmen Dingen wie Bier – und Zigarrennamen, die man in skandinavischen Ländern mit gleichnamiger Währung erwerben kann, bis zu uns seit ehedem faszinierenden Himmelserscheinungen. Alles lange bekannt und selbstverständlich. Und nun steht dieser Begriff für eine Naturkatstrophe, die ziemlich sicher die gesamte Welt verändert. Hallelujah!

Wie schon erwähnt, verkneifen wir uns vorerst alle Reisegelüste, fügen uns brav in Maskierung, maximale Kontaktreduktion und ein Fläschchen Desinfektionsmittel ist unser ständiger Begleiter.

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Unser „Haus-Kap“ na Macaret

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Das Ausharren auf dieser sehr überschaubar besiedelten, nahezu touristenfreien Insel erweist sich für uns als Glücksfall. So müssen wir auf die gebotenen eineinhalb Meter Distanz zum Nachbarn schlimmstenfalls an der Kasse beim Einkaufen achten. Einzige Einschränkungen sind saisonal bedingt geschlossene Kneipen und Sehenswürdigkeiten sowie die Sperrstunden zwischen Zehn und Sechs. Nun gut. Vor sechs Uhr früh nicht raus zu dürfen ist schon sehr hart für uns, aber wir bemühen uns um Disziplin.

Da der Bewegungsradius nicht eingeschränkt ist, steigen wir eben erst nach ausgiebigem Ausschlafen in das Mietwägelchen und gehen auf Entdeckungstour. Anke ist auch eine zuverlässige Land-Törn-Scoutin und Navigatorin und lotst uns zu den schönsten Küstenwandertouren und interessantesten talayotischen Ausgrabungsstätten. Der inselumrundende, insgesamt 185 km lange Cami de Cavalls ist perfekt ausgeschildert und sorgt auf jedem Abschnitt für großartige Aussichten und viel Abwechslung zwischen seichten Strandsicheln, Dünenlandschaften und wilden Felsküstenwegen.

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Diese Ausflüge lassen sich obendrein vortrefflich mit Abstechern zu einer der mehr als 300, und somit meist am Wege liegenden Stätten der Talayot-Kultur, sehr steinlastige Reste und Ruinen der prähistorischen Siedlungsgeschichte verbinden.

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Wir mögen die steinigen Spuren der Inselgeschichte bekanntermaßen und können uns immer wieder an den 3000 Jahre alten Trümmerhaufen erfreuen. Die Mühen der Gewinnung brauchbarer Formate und deren Transportmöglichkeiten übersteigen noch immer unser Vorstellungsvermögen, zumal die Insel seinerzeit äußerst dünn besiedelt und damit helfende Hände rar waren.

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… und für den Kirchgang, gewissermaßen als Altartisch, wuchten wir noch schnell die zehn Tonnen schwere Steinplatte mehr als vier Meter hoch auf die eben eingebuddelte Tischbeinplatte, die doppelt so schwer war. Ja, unsere Verstorbenen sollen es mal besser haben …

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Offenbar gebiert die Insel nach wie vor ununterbrochen Gesteinsbrocken. Auf allen Äckern sieht man die notgedrungen aufgehäuften Hügel rundlicher, grobporiger Kalksteinbrocken, die beim besten Willen nicht mehr für noch weitere Trockensteinmauern zu nutzen sind. Angeblich durchziehen 11.000! Kilometer dieser als Einfriedungen, Wegbegrenzung und Windschutz dienenden Mauern die Insel.

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… im Inselinneren

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